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Monday, December 7, 2015

Vonovia nimmt zweite Hürde


Das Kartellamt billigt Vonovias Pläne für die Milliarden-Fusion am Wohnungsmarkt: Der Dax-Konzern darf die Deutsche Wohnen übernehmen. Jetzt fehlt noch eine Hürde - aber die Börse feiert Vonovia schon mal.
Vonovia-Aktien klettern am Montagmorgen an die Dax-Spitze. Der Kurs springt mehr als vier Prozent in die Höhe bis auf 29,23 Euro. Auch die Papiere ihres Übernahmeziels, die Aktien der im MDax notierten Deutsche Wohnen legen mit plus drei Prozent überdurchschnittlich zu.

Das Bundeskartellamt gab grünes Licht für die feindliche Übernahme des Konkurrenten Deutsche Wohnen. Die Behörde billigte die Pläne ohne Auflagen. Eine marktbeherrschende Stellung oder eine Beeinträchtigung des Wettbewerbs sei nicht zu befürchten, begründete Kartellamtschef Andreas Mundt die Entscheidung.

Konkurrenz ist stark genug

Vonovia ist zwar ein Riese, immerhin der größte deutsche Wohnungskonzern. Mit der Übernahme der Deutschen Wohnen, der Nummer 2 in Deutschland, kämen noch einmal 140.000 Wohnungen hinzu, so dass Vonovia damit insgesamt rund 500.000 Mietwohnungen im Portfolio hätte.
Daher räumte auch Mundt ein, Vonovia baue im Falle einer erfolgreichen Übernahme seine Position als führendes Unternehmen der Branche aus. Daher habe das Kartellamt die betroffenen "lokalen und regionalen Märkte" gründlich untersucht, erklärte Mundt. In allen Regionen seien aber Privatvermieter, kommunale Wohnungsunternehmen, Wohnungsbaugenossenschaften sowie weitere gewerbliche Anbieter so stark vertreten, dass der Wettbewerb nicht beeinträchtigt werden dürfte.

Eine Hürde fehlt noch

Vonovia will für den Konkurrenten inklusive Schulden rund 14 Milliarden Euro auf den Tisch legen. Deutsche Wohnen lehnt die Fusion ab und wehrt sich. Über die Offerte entscheiden nun die Deutsche-Wohnen-Eigner. Sie können ihre Papiere noch zum 26. Januar andienen. Vonovia hat die nötige Mindestquote bei 50 Prozent plus eine Aktie festgelegt, um bei der Deutsche Wohnen durchzuregieren. Vor einer Woche hatten bereits die Vonovia-Aktionäre den Plänen zugestimmt.
Vonovia war erst im Dezember 2014 aus der Fusion von Deutsche Annington und Gagfah hervorgegangen. Die Immobiliengesellschaft stieg im September in den Deutschen Aktienindex (Dax) der 30 größten börsennotierten Unternehmen auf.
bs

Riesige neue Containershows


Übernahme bei Containerriesen: Die französische Hapag-Lloyd-Konkurrent CMA CGM will die in Singapur ansässige Container-Reederei Neptune Orient Lines für umgerechnet 2,2 Milliarden Euro schlucken. Durch die Übernahme entsteht ein weiterer Container-Gigant.
Die Container-Branche steuert auf eine neue Milliardenübernahme zu. Die französische CMA CGM will den Konkurrenten Neptune Orient Lines Ltd (NOL) in Singapur für umgerechnet 2,2 Milliarden Euro schlucken. Das teilten die Konzerne gemeinsam mit. Die Aktionäre hätten dem Deal bereits zugestimmt. Ein Abschluss der Transaktion werde bei Zustimmung der Behörden Mitte 2016 erwartet.
Durch die Übernahme entsteht ein Gigant mit einem Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Dollar. Damit wird der Vorsprung des dänischen Containerunternehmens A.P. Møller-Maersk etwas geringer.
Die Branche steht angesichts geringer Frachtraten stark unter Druck. Das spürt auch Hapag-Lloyd. Ende 2014 fusionierten die Hamburger mit der chilenischen Reederei CSAV zur viertgrößten Container-Reederei der Welt. Der Börsengang des Unternehmens im November war holprig.

Thursday, July 9, 2015

Dies bedeutet, dass mehr als drei Billionen auf der Welt

Drei Billionen Euro. So viel Vermögen wurde in China gerade vernichtet. Nach dem Börsen-Beben senkt der IWF seine Wachstumsprognose für die Weltwirtschaft. Ausgerechnet Europa stemmt sich dagegen.

Die Dauerkrise in Griechenland und der unerwartet starke Wachstumseinbruch in den USA beschäftigen Ökonomen und Investoren schon seit einer ganzen Weile. Mit der Konjunkturabkühlung und dem Aktiencrash in China ist nun allerdings ein drittes Problem hinzugekommen, das der Weltwirtschaft womöglich sogar noch stärker schaden könnte als Euro-Drama und US-Schwäche zusammen.
Entsprechend besorgt hat sich der Internationale Währungsfonds (IWF) als Wächter der weltweiten Finanzstabilität in seinem aktualisierten Konjunkturausblick für 2015 zu Wort gemeldet. "Plötzliche Einbrüche bei den Vermögenspreisen und eine Zunahme der Kursschwankungen an den Finanzmärkten" blieben eines der wichtigen Abwärtsrisiken für die Weltwirtschaft, warnen die IWF-Ökonomen in der aktualisierten Version des "World Economic Outlook" (WEO).
 
Sie verweisen auf den chinesischen Leitindex Shanghai Composite, der binnen eines Jahres um gut 150 Prozent in die Höhe geschossen war und nun seit seinem Höchststand Mitte Juni innerhalb kurzer Zeit gut 30 Prozent an Wert – und damit umgerechnet rund drei Billionen Euro an Anlegervermögen – eingebüßt hat.
Dass ausgerechnet die beiden Wachstumsgiganten USA und China schwächeln, wenn auch aus völlig unterschiedlichen Gründen, schlägt sich momentan immer stärker in den offiziellen Prognosen und Statistiken nieder. So warnte unlängst die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) vor einer längeren Schwächephase für die Weltwirtschaft und senkte den eigenen Konjunkturausblick von 3,7 auf auf 3,1 Prozent.

Abwärtskorrektur geht auf das Konto der USA


Im Vergleich dazu nimmt sich die Korrektur beim IWF noch recht bescheiden aus: Statt der zuvor erwarteten 3,5 Prozent rechnen die Ökonomen in Washington nur noch mit 3,3 Prozent Wachstum für dieses Jahr weltweit. Die wachsende Sorge um China spiegelt sich allerdings noch nicht so recht in den Zahlen wider, zumindest ist der Ausblick für das Reich der Mitte mit einer Zuwachsrate von 6,8 Prozent für dieses und von 6,3 Prozent für das kommende Jahr unverändert geblieben


"Die Blase am chinesischen Aktienmarkt ist geplatzt, aber nur zum Teil. Das weitere Korrekturpotenzial bleibt ein Grund zur Sorge", sagte der IWF-Chefökonom Olivier Blanchard auf seiner letzten WEO-Pressekonferenz. Der Franzose tritt im September nach sieben Jahren im Amt ab. Dass der IWF die eigene Prognose für China dennoch nicht nach unten korrigiert habe, liege vor allem daran, dass der Börsencrash bisher keine Auswirkung auf die Konjunktur gezeigt habe und die Börsen in China eine viel geringere Rolle für die Gesamtwirtschaft spielten als dies in anderen Ländern der Fall sei, so Blanchard.
Das bedeutet aber auch: Sollte es der Regierung in Peking nicht gelingen, mithilfe milliardenschwerer Konjunkturprogramme das Ruder wieder herumzureißen und die wachsenden Zweifel an den Börsen zu zerstreuen, dürfte die nächste Konjunkturprognose des IWF für das Land – und damit wohl auch für die Weltwirtschaft – deutlich schlechter ausfallen. Derzeit entfallen etwa 15 Prozent der weltweiten Wirtschaftsleistung auf China, rund 17 Prozent auf die USA. Alle 28 EU-Staaten zusammen bringen es nach Berechnungen von Eurostat auf 18 Prozent.
Doch auch die USA als Gegengewicht zum bisherigen schier unkaputtbaren Wachstumsgaranten China bieten momentan keine Entlastung. Im Gegenteil: Die jetzige Abwärtskorrektur im IWF-Ausblick geht nahezu ausschließlich auf das Konto der USA und Kanadas. Um 0,6 Prozent haben die IWF-Ökonomen den Ausblick für die gemessen am Bruttoinlandsprodukt größte Volkswirtschaft der Welt in diesem Jahr reduziert.
Die Prognose für das kanadische Wachstum rutschte mit einem Minus von 0,7 Prozent sogar noch deutlicher nach unten. Allerdings sei der unerwartet starke Einbruch in den USA vor allem auf temporäre Effekte wie etwa den ausgesprochen strengen Winter und die zuletzt sinkenden Investitionen im wichtigen Ölsektor zurückzuführen, schreiben die IWF-Experten. "Insgesamt bleiben die Wachstumskräfte in den USA weiterhin intakt."

Zuversichtlich für Europa


Dennoch rechnet eine steigende Zahl von Ökonomen damit, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) ihre noch für dieses Jahr geplante Zinswende wegen der schwächelnden Konjunktur verschieben wird. Aus Sicht des IWF wäre das genau die richtige Strategie. Entsprechend raten die Washingtoner Experten in ihrem fast zeitgleich erschienenen US-Konjunkturbericht der Fed ganz unverhohlen dazu, erst einmal größere Steigerungsraten bei Preisen und Löhnen abzuwarten, bevor die Notenbank die Zinsen wieder anheben sollte.
Überraschend zuversichtlich ist der IWF im Vergleich dazu für das weitere Wachstum in Europa gestimmt – trotz des Dauer-Dramas um Griechenland. Zwar sind die Prognosen für den Euro-Raum für dieses Jahr unverändert geblieben und für das kommende Jahr nur leicht um 0,1 Prozent auf 1,7 Prozent gestiegen. Doch in mehreren Euro-Ländern – so etwa in Spanien – seien die Prognosen erhöht worden. Die wirtschaftliche Erholung im Euro-Raum scheine weitgehend intakt, Binnenkonjunktur und Inflation entwickeln sich robust", so die IWF-Experten.

Einzige Ausnahme bildet weiterhin Griechenland, wo das Drama um den möglichen Grexit und die Unsicherheit über die Zukunft des Landes eine deutlich größere Bürde für die Wirtschaft darstellen als ursprünglich prognostiziert. Als positives Zeichen für den Rest des Euro-Raums sei aber zu werten, dass die Finanzmärkte relativ verhalten auf die jüngsten Ereignisse in Griechenland reagiert hätten, konstatiert der IWF: "Bisher haben die Ereignisse in Griechenland zu keiner nennenswerten Ansteckung geführt."
Sollte sich diese doch zeigen, könnten "rechtzeitige Politikmaßnahmen" bei der Eindämmung helfen. Wie diese im Fall der Fälle konkret aussehen sollten, darüber schweigt sich der Fonds – dem Griechenland unlängst eine Kreditrate in Höhe von 1,6 Milliarden Euro schuldig geblieben ist – allerdings dezent aus.

Thursday, July 2, 2015

Was passiert als nächstes mit Griechenland?


Das Hilfsprogramm für Griechenland ist abgelaufen. Die fällige Rate an den IWF hat die Regierung in Athen nicht überwiesen. Ist das bereits der Bankrott? Wie geht es jetzt weiter mit Griechenland? Ein Überblick von tagesschau.de.


Ist Griechenland jetzt pleite?

Nein. Formal gilt ein Land in der Regel nur dann als bankrott, wenn die großen Ratingagenturen das so sehen und von einem Zahlungsausfall sprechen. Das geschieht aber normalerweise erst dann, wenn ein Land die Forderungen privater Gläubiger nicht mehr bedient. Das ist bei Griechenland bislang nicht der Fall. Dass Griechenland die am 30. Juni fällige Rückzahlung an den IWF nicht fristgerecht überwiesen hat, sehen die Ratingagenturen nach eigenen Angaben bislang nicht als Grund an, das Land für bankrott zu erklären. Die Regierung in Athen könnte sich übrigens selbst für bankrott erklären - etwa wenn sie auch Löhne und Gehälter nicht mehr zahlen kann.
 

Preisabsprache für die Fluggesellschaften in den Vereinigten Staaten?


Die marktbeherrschenden US-Fluggesellschaften stehen im Verdacht, durch gemeinsame Ticket-Verknappung ihre Preise in die Höhe zu treiben. Das US-Justizministerium ermittelt jetzt wegen möglicher Preisabsprachen.
Von Sabrina Fritz, ARD-Hörfunkstudio Washington
In den vergangenen Jahren haben in den USA viele Fluggesellschaften fusioniert. Jetzt gibt es nur noch vier große Airlines, die auch Europa anfliegen: American Airlines, Delta, United und Southwest. Sie transportieren 80 Prozent aller Passagiere in den USA. Halbleere Flieger, die von Atlanta nach Los Angeles fliegen, gibt es seitdem nicht mehr - fast jeder Flug ist bis auf den letzten Platz ausgebucht.


Ticketpreise kräftig gestiegen

Mit den Zusammenschlüssen ist offenbar das passiert, was viele Verbraucherschützer befürchtet hatten: Die Ticketpreise sind gestiegen, denn es gab nicht mehr so viel Auswahl. Im Durchschnitt kostet ein Inlandsflug in den USA heute 17 Prozent mehr als vor fünf Jahren.
"Ich frage mich warum das so ist, obwohl die Benzinpreise doch ständig sinken", sagt der demokratische Senator Charles Schumer. Die Fluggesellschaften haben offenbar kräftig mitgeholfen, die Anzahl der Plätze niedrig und damit die Preise hoch zu halten. Das Justizministerium untersucht jedenfalls, ob es "ungesetzliche Absprachen gab".

Ministerium genehmigte Fusionen

Die Fluggesellschaften haben den Vorwurf zurückgewiesen und Zusammenarbeit angeboten. Wettbewerbsexperten wie Joel Chefitz finden die Entscheidung schwierig: "Es war doch das Justizministerium, das die Fusionen genehmigt hat."

Sunday, June 28, 2015

Abkommen über die Bahnlinie und mehr


Das Warten auf eine Einigung im Tarifkonflikt bei der Bahn nimmt kein Ende. Die Schlichtung ist erneut verlängert worden. Bahn und Lokführergewerkschaft GDL geben sich nun bis Ende des Monats Zeit für eine Einigung.
Der Tarifkonflikt zwischen der Lokführergewerkschaft GDL und der Deutschen Bahn zieht sich weiter. "Aufgrund der Komplexität der zu regelnden Sachverhalte" hätten sich beide Seiten darauf verständigt, das Schlichtungs-Verfahren bis zum 30. Juni zu verlängern, teilten Bahn und GDL mit. Bereits vor einer Woche hatten die Verhandlungspartner ihre seit dem 27. Mai laufenden Gespräche verlängert. Für die Dauer der Schlichtung sind erneute Streiks ausgeschlossen, es gilt eine Friedenspflicht.
Als Schlichter eingesetzt sind Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linkspartei) und der frühere brandenburgische Regierungschef Matthias Platzeck (SPD). Beide hatten sich zuletzt zufrieden über die konstruktive Gesprächsatmosphäre geäußert. Man sei sich einig, dass in den vergangenen Tagen "weitere wichtige Schritte auf dem Weg zu einer Einigung" vereinbart worden seien, teilten die Schlichter mit.


Konfliktpunkte unverändert

Als Kernproblem des seit einem Jahr anhaltenden Tarifkonflikts gilt die Forderung der GDL, für jede der bei ihr organisierten Berufsgruppen einen eigenen Tarifvertrag abschließen zu dürfen - wobei die Bahn widerspruchsfreie Regelungen im Vergleich zu anderen Tarifwerken anpeilt. Zu diesen Gruppen gehören außer den Lokführern die Zugbegleiter, Bordgastronomen, Lokrangierführer und Disponenten/Planer. Insgesamt geht es um rund 37.000 Beschäftigte.
Die GDL wollte durchsetzen, dass im Zweifel für diese Berufe je zwei Tarifverträge gelten - einer für Mitglieder der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), einer für GDL-Mitglieder. Genau dies wollte die Bahn jedoch vermeiden: Für gleiche Tätigkeiten möchte sie gleiche Bezahlung und gleiche Arbeitszeiten. Die GDL fordert außerdem fünf Prozent mehr Geld bei zwölf Monaten Vertragslaufzeit sowie eine Verkürzung der Wochenarbeitszeit um eine Stunde.

EVG bereits mit Bahn einig

Kurz vor Beginn der Schlichtung hatte die Bahn mit der EVG einen Tarifabschluss für rund 100.000 Bahn-Beschäftigte erzielt. Sie erhalten eine Einkommenserhöhung um 3,5 Prozent zum 1. Juli, mindestens jedoch 80 Euro mehr. Am 1. Mai 2016 steigen die Löhne laut EVG-Tarifvertrag noch einmal um 1,6 Prozent, mindestens um 40 Euro.

Griechische Regierung und die Europäische Zentralbank unter Druck

Die Europäische Zentralbank hält die Kreditinstitute in Griechenland weiter über Wasser. Doch weil es nicht noch mehr Geld gibt, droht ihnen dennoch die Pleite – wenn die Regierung nicht handelt.

Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt den griechischen Banken eine Gelbe Karte, vorerst aber keine Rote. Die Notkredite für die angeschlagenen Institute werden nach einer Entscheidung des EZB-Rats aufrechterhalten. Allerdings wird das Volumen auf dem Niveau von Freitag eingefroren.
Die enormen Bargeldabflüsse des Wochenendes werden also nicht durch neue Zentralbankkredite ausgeglichen. Damit steigt der Druck auf die griechische Regierung, ihrerseits etwas zur Stabilisierung der Banken zu tun – etwa durch Kapitalverkehrskontrollen, die die Abflüsse begrenzen.
 
Zuvor war viel darüber spekuliert worden, ob die EZB die Finanzierung der griechischen Banken gänzlich einstellen muss. Denn die Geldhäuser des Landes halten hohe Bestände an Staatsanleihen der Regierung in Athen. Diese wären wertlos, falls der Staat in eine Pleite schlittert. Ein solches Szenario ist wahrscheinlicher geworden, nachdem die Euro-Länder am Samstag beschlossen hatten, das am Dienstag auslaufende Hilfsprogramm für Griechenland nicht zu verlängern.

EZB will Chaos vermeiden


Dennoch blieben dramatische Schritte des EZB-Rats vorerst aus. Man müsse die Folgen für die Finanzstabilität im Blick haben, hieß es in Notenbankkreisen. Ein sofortiger Stopp der Notkredite hätte die griechischen Banken von einem Tag auf den anderen zusammenbrechen lassen. Ein solches Chaos will man offensichtlich vermeiden. "Der EZB-Rat wird eng mit der griechischen Notenbank zusammenarbeiten, um die Finanzstabilität aufrechtzuerhalten", hieß es in einer Mitteilung nach der Telefonkonferenz der Zentralbanker.
EZB-Chef Mario Draghi enthielt sich jeglichen Kommentars zu den politischen Verwerfungen zwischen Griechenland und den Euro-Ländern. Stattdessen betonte er auch in seinem Ein-Satz-Statement lediglich die Bedeutung von Stabilität: "Wir unterstützen die Erklärung der Mitgliedsstaaten, in der sie zusagen, die Schwächen der Wirtschaft in den Euro-Ländern anzugehen."
 
Deshalb bleibt es vorerst dabei, dass die griechische Notenbank die Banken des Landes mit Notkrediten von etwa 90 Milliarden Euro stützen darf. Der EZB-Rat hätte dies durch ein Veto stoppen können. Auch höhere Sicherheitsabschläge auf die griechischen Staatsanleihen, die für diese Darlehen verpfändet wurden, wurden dem Vernehmen nach nicht beschlossen. Diese Maßnahme war in den vergangenen Wochen wiederholt diskutiert worden.

Bis zu 700 Millionen Euro abgehoben

 
Doch bereits das Einfrieren der Notkredite ist für die griechischen Banken schmerzlich. Angesichts der völlig unübersichtlichen Lage standen ihre Kunden übers Wochenende vor den Geldautomaten Schlange. Allein am Samstag sollen zwischen 600 und 700 Millionen Euro abgehoben worden sein – anstelle der 30 Millionen, die für ein gesamtes Wochenende üblich sind. Monatelang hatte die EZB solche Abflüsse durch immer höhere Notkredite ausgeglichen. Damit ist nun Schluss.
Das bedeutet: Wenn am Montag die Schalter wieder öffnen und die Bankkunden weiter in großem Stil Konten räumen oder Geld ins Ausland transferieren, droht den Banken die Zahlungsunfähigkeit. Mit ihrer Weigerung, zusätzliche Mittel bereitzustellen, setzt die EZB daher vor allem eine Partei im Schuldenstreit unter Druck: die griechische Regierung.
Kabinett und Parlament haben es in der Hand, die Banken durch Kapitalverkehrskontrollen zu stabilisieren. Dann wären Überweisungen ins Ausland unmöglich, auch ließe sich begrenzen, wie viel jeder Kunde pro Tag in bar abheben darf. Bislang hatte die griechische Regierung solche Maßnahmen strikt abgelehnt – sehr zum Unwillen mancher Notenbanker, die es zunehmend weniger einsahen, die Kapitalflucht aus Griechenland mit immer neuen Zentralbankkrediten zu finanzieren.

Varoufakis lehnt Kapitalverkehrskontrollen ab


Wie sich die Regierung in Athen nun verhält, ist unklar. Als am Sonntagnachmittag Meldungen kursierten, sie erwäge Kapitalverkehrskontrollen, reagierte Finanzminister Janis Varoufakis prompt mit einem Tweet, in dem er seine bisherige Position bekräftigte: "Kapitalverkehrskontrollen in einer Währungsunion sind ein Widerspruch in sich. Die griechische Regierung lehnt das Konzept als solches ab."
 
Allerdings ist für den Nachmittag eine Sitzung des griechischen Finanzstabilitätsrats angesetzt. Gut möglich, dass Varoufakis' Äußerung diesmal eine eher kurze Halbwertszeit hat.
So oder so ist auch die Entscheidung des EZB-Rats nur eine Momentaufnahme. Man werde die Situation weiter genau im Auge behalten, hieß es. Das gilt sowohl für mögliche Unruhen an den Finanzmärkten am Montag, auf die die Zentralbank "mit allen Mitteln innerhalb ihres Mandates" reagieren will.
Und das gilt sicher auch für die Frage der Zahlungsfähigkeit Griechenlands. Spätestens wenn sich der EZB-Rat am Mittwoch zu seiner nächsten regulären Sitzung trifft, wird feststehen, ob Athen die am Dienstag fälligen IWF-Kredite von 1,6 Milliarden Euro zurückbezahlt hat. Bis dahin dürfte es aber sicher weitere Telefonkonferenzen geben.

Tuesday, June 9, 2015

Es ist die größte Bank in Europa erwägen Umzug nach Asien

Massenentlassung, Skandale, Affären: Die HSBC ist auf Schlingerkurs. Weil Europa seine Banken eher reguliert als ihnen Chancen zu bieten, überlegt das Geldhaus, sich auf seine Wurzeln zu besinnen.

Ein kalter Juni-Morgen in Canary Wharf im Osten Londons. Der Wind pfeift um die gläsernen Bankentürme, er pustet in sorgfältig gefönte Frisuren, lässt Röcke und Kleider fliegen. Auch am Canada Square Nummer 8 ist es ungemütlich. Das liegt allerdings nicht nur am "british summer". Die Angestellten eilen mit gesenkten Köpfen auf die Glastüren des Hochhauses zu, vorbei an den beiden bronzefarbenen Löwenskulpturen, die den Eingangsbereich schmücken. Die Tiere, das Markenzeichen von HSBC, liegen erhobenen Hauptes vor dem Portal, den Kopf stolz in den Nacken gelegt.

Doch vom einstigen Stolz der Großbank, die sich stets als "the world's local bank", die Bankfiliale der Welt, bezeichnete, ist nicht viel übrig geblieben. Die Verwicklung in Skandale wie die Manipulation des Interbankenzinses Libor und des Forex-Marktes, die Steueraffäre in der Schweiz und der Verkauf vieler unnötiger Zahlungsschutzversicherungen an britische Kunden haben die Reputation des Bankhauses schwer beschädigt. Zuletzt gingen auch die Gewinne zurück, HSBC verfehlte die Ziele für die Kapitalrendite mehrfach.
Schon bald werden deshalb weniger Mitarbeiter durch die Glastüren in Canary Wharf gehen. HSBC kündigte am Dienstag eine neue Entlassungswelle an, zwischen 22.000 und 25.000 Mitarbeiter sollen gehen, etwa zehn Prozent der Belegschaft. Bis zu 25.000 weitere Stellen könnten wegfallen, wenn die Operationen in der Türkei und in Brasilien wie geplant verkauft werden.
HSBC versucht damit weiter, sich gesundzuschrumpfen, die Zahl der Mitarbeiter ist von zeitweise über 300.000 auf derzeit rund 258.000 gefallen. Die Bank konzentriert sich nun auf ihre Geschäfte in den USA, Europa und Asien, sie droht der britischen Regierung, ihren Hauptsitz zu verlagern. HSBC nimmt damit Abstand vom Konzept der Globalbank, das über Jahre das weltweite Wachstum befeuerte hatte.

150-jähriger Bankgigant gerät ins Schlingern


Rund 8000 Stellen sollen allein in Großbritannien wegfallen, verkündete Bankchef Stuart Gulliver anlässlich des "Investor Day" in London. Neben den Filialen soll auch das Hauptquartier in Canary Wharf bluten. Noch beschäftigt HSBC im Vereinigten Königreich etwa 48.000 Angestellte. London ist seit 1993 der Hauptsitz der "Hongkong Shanghai Banking Corporation". Bis 2017 sollen so bis zu fünf Milliarden Dollar, umgerechnet 4,43 Milliarden Euro, pro Jahr eingespart werden.
Über Jahre hatte die Bank im Versuch, die führende Globalbank zu werden, neue Märkte erschlossen, aus dem einst auf Asien spezialisierten Institut wurde ein internationaler Gigant, der heimische Banken das Fürchten lehrte. Das änderte sich jedoch, als die Finanzkrise ausbrach, Bankchef Gulliver ist seitdem damit beschäftigt, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren.
Seit seinem Amtsantritt im Jahr 2011 hat sich HSBC aus über 70 Ländern oder Geschäftsbereichen verabschiedet, jetzt sollen auch die Präsenzen in Brasilien und der Türkei abgestoßen werden. "Die Welt hat sich verändert und auch wir müssen uns deshalb verändern", sagte Gulliver am Dienstag in London. Bislang sind die Ergebnisse seiner Reformversuche allerdings durchwachsen, im 150. Gründungsjahr der Hongkong Shanghai Banking Corporation ist den Aktionären nicht nach Feiern zumute.
 
"Wir sehen hier nicht nur den Versuch, Kosten zu sparen", sagt Andre Spicer, Professor für Finanzen und Organisationslehre an der Cass Business School in London. "Es ist ein radikales Umdenken. In den vergangenen drei Jahrzehnten waren große Banken wie HSBC davon überzeugt, dass es am besten ist, wenn sie ihren Kunden überall auf der Welt alles anbieten."
Die Institute hätten versucht, viele Geschäftsbereiche gleichzeitig abzudecken, was, so Spicer, auch Vorteile gehabt habe; so konnten die Banken einen Teil der Sparguthaben für ihre Aktivitäten im Bereich des Investment-Banking verwenden. "Heute stellt sich die Situation jedoch anders dar", sagt der Professor. "Die Regierungen der Welt erkennen zunehmend, dass Universal-Banken "too big to fail" sind. Aktionäre sehen, dass die Banken zu groß sind, um wirklich erfolgreich zu sein."

Zurück zu den asiatischen Wurzeln


HSBC ist nicht das einzige Institut, das sich vom Ziel der Universalbank verabschiedet. Auch der britische Wettbewerber Barclays hat seine internationalen Ambitionen stark eingeschränkt, die amerikanischen Banken haben ebenfalls Stellen gestrichen. "Diesen Trend sehen wir bei vielen Bankhäusern", sagt Finanzprofessor Spicer. HSBC müsse sich jetzt auf einige wenige Märkte und Geschäftsbereiche konzentrieren. Aufgrund der Gründungsgeschichte – HSBC wurde im März 1865 in Hongkong gegründet – wird sich die Bank vor allem auf das Asien-Geschäft fokussieren.
 
Wie am Dienstag bekannt wurde, plant die Bank, ihre Investitionen in Fernost auszubauen und vor allem in den Asean-Staaten und im Perlflussdelta im Süden Chinas aktiver zu werden. HSBC will dabei sowohl von der zunehmenden Internationalisierung des chinesischen Renminbi als auch von der wachsenden Zahl der Reichen und der Super-Reichen profitieren. "Die Welt wird immer verbundener", sagte CEO Gulliver vor Investoren, "wir erwarten, dass Asien im nächsten Jahrzehnt das Zentrum des weltweiten Handels wird."
Ende des Jahres, so der Plan, sollen die Aktionäre deshalb darüber abstimmen, ob auch der Hauptsitz der Bank nach Asien verlegt wird, möglicherweise nach Hongkong. Aufsichtsratschef Douglas Flint hatte dies bereits 2011 angedroht, im April kam das Thema erneut auf die Tagesordnung. Anhand von elf Kriterien soll nun geprüft werden, welcher Standort für die Bank am attraktivsten ist. HSBC will sich dafür das britische Steuersystem, die Bankenregulierung, die "Fähigkeit, Top-Talente anzuziehen und zu halten" und die möglichen Folgen des bis Ende 2017 geplanten EU-Referendums genauer anschauen, hieß es in einer am Dienstag veröffentlichten Mitteilung.
"Die Entscheidung, sich mehr auf die Asien-Pazifik-Region zu konzentrieren, ist ein schlauer Schachzug", sagt Sarah Boumphrey, Abteilungsleiterin beim Analysehaus Euromonitor International in London. "Die Region wird in den kommenden fünf Jahren das stärkste Wachstum erleben, schon jetzt kommen ein Drittel der weltweiten Exporte daher."

Bankenabgabe verärgert die HSBC


Die Verlegung des Hauptsitzes wäre allerdings auch ein politisches Signal. Die Bank kritisiert seit Jahren die wachsenden Kosten, die die Regulierungsbemühungen britischer und europäischer Behörden verursachen. Besonders die Bankenabgabe, die Finanzminister Osborne 2011 eingeführt hatte, um die Banken an den durch die Finanzkrise entstandenen Kosten für die öffentlichen Haushalte zu beteiligen, stößt den HSBClern übel auf.
2014 musste das Institut dafür umgerechnet über 900 Millionen Euro überweisen; zwischen 2010 und 2014 legte HSBC rund 8,9 Milliarden Pfund, etwa zwölf Milliarden Euro, für Strafen und Rücklagen zur Seite, wie eine am Montag veröffentliche Studie der Londoner CCP Research Foundation zeigt. Auch die Trennung von Privatkundengeschäft und Investment-Banking, das britische Banken bis 2019 vollzogen haben müssen, bereitet den Bankern Kopfzerbrechen. HSBC plant laut CEO Gulliver, dem abgetrennten Geschäftsbereich einen neuen Namen geben.
"Es gibt mehrere Faktoren, die darüber entscheiden werden, ob HSBC den Hauptsitz nach Asien verlegt", sagt Ruta Cereskeviciute, Bankenanalystin beim Informationsdienst IHS in London. "Dazu gehören zukünftige Veränderungen im Bereich der Bankenregulierung in Großbritannien, die Frage, ob das Land Mitglied der Europäischen Union bleibt und welche Risiken und Möglichkeiten sich in Asien bieten."
Zwar könnte ein Umzug nach Hongkong für die HSBC auch ein nicht zu unterschätzendes Risiko bedeuten, da Hongkong zunehmend in das Finanzsystem der Volksrepublik China integriert wird. Doch Analysten geben sich gelassen: "HSBC wird schon jetzt von verschiedensten Aufsichtsbehörden lokal reguliert – unter anderem das ganze Asiengeschäft von der Hongkonger Bankenaufsicht. Und wenn man berücksichtigt, dass die Bank Wachstum genau in dieser Region anstrebt, könnte es sogar von Vorteil sein, den aufsichtsrechtlichen Schwerpunkt zu verlegen", so Sabine Bauer, Bankenanalystin von Fitch Ratings in Hongkong.
Neben HSBC prüft derzeit auch Standard Chartered, den Firmensitz von London nach Asien zu verlegen, die Bank hat den Stadtstaat Singapur ins Auge gefasst.
 
Die Drohgebärden der Banken zeigen denn auch erste Erfolge. Schatzkanzler George Osborne soll nach Medienberichten seine Rede anlässlich des "Bankers and Merchants Dinner" am Mittwochabend nutzen, um den Bankern sein Entgegenkommen zu signalisieren. Das "banker bashing", die Bankerschelte, werde ein Ende haben, hieß es am Wochenende aus dem Umfeld des Finanzministers. Am selben Tag sollen jedoch auch die Ergebnisse einer Wettbewerbsprüfung in der Finanzindustrie vorgestellt werden. Beobachter erwarten, dass gegen die konkrete Manipulation von Märkten strengere Gesetze eingeführt werden könnten. Dies könnte ebenfalls Einfluss auf die Standortentscheidung von HSBC haben.

Gazprom droht "Träumer" im Westen mit Gas-Mangel

Der Vizechef des russischen Energieriesen Gazprom sieht eine große Versorgungslücke beim Erdgas auf Europa zukommen. Diese könnten auch die "Träumer von Washington" nicht schließen.

Russlands größter Konzern, der Energieriese Gazprom, hat Europa vor einer drohenden Versorgungslücke beim Erdgas gewarnt. Schon in zehn Jahren könnte Europa jährlich mindestens 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas zu wenig haben, sagte Gazprom-Vizechef, Alexander Medwedew, auf der Jahrespressekonferenz in Moskau.
Weil sich die Erdgasfelder in Europa langsam erschöpften, steige der Bedarf auf 80 Milliarden Kubikmeter an – eine Menge, die fast dem Jahresverbrauch Deutschlands entspricht, erklärte der Gazprom-Vize.
Die "Träumer von Washington", so Medwedew wörtlich, würden aber wohl kaum mehr als 50 Milliarden Kubikmeter liefern können. Für die Differenz gebe es weder Verträge noch Transportpipelines.

Einnahmeausfälle wegen der Ölpreisbindung


Im Zuge der Ukraine-Krise hatten europäische Politiker verstärkt die Möglichkeit ins Gespräch gebracht, Erdgas aus den USA zu importieren, das dort mit Hilfe der Fracking-Technologie in großem Stil gefördert wird. Eine Bedrohung der eigenen Marktposition sieht Gazprom nach den Worten Medwedews darin offenbar weiterhin nicht.
 
Allerdings liefert Moskau in diesem Jahr Erdgas zu dem relativ günstigen Durchschnittspreis von 240 bis 245 Dollar je 1000 Kubikmeter gen Westen. Der niedrige Preis ist Folge der sogenannten Ölpreisbindung, die immer noch einen Großteil der Importverträge bestimmt.
Fallende Ölnotierungen zeigen sich dadurch nach sechs bis neun Monaten auch im Gaspreis. Die Einnahmeausfälle versucht Gazprom zumindest teilweise durch ein höheres Liefervolumen zu kompensieren.

Künftig kein Transit mehr durch die Ukraine


Einen neuen Zugang zum europäischen Markt will Gazprom durch den Bau der neuen Pipeline "Turkish Stream" durch das Schwarze Meer in die Türkei schaffen. Die Pipeline gilt als Alternativroute zu dem bisher über die Ukraine laufenden Gastransit.
Medwedew machte dabei unmissverständlich klar, dass Russland fest entschlossen sei, ab 2019, also nach Auslaufen des Durchleitungsvertrages mit der Ukraine, auf den ukrainischen Transit zu verzichten.
Es werde weder eine Verlängerung des bestehenden Vertrages noch den Abschluss eines neuen Transitvertrages geben, so Medwedew: "Angesichts der ökonomischen, kommerziellen, technologischen, investitionsbezogenen und politischen Risiken für den Gastransit wird es keinen ukrainischen Transit mehr geben – selbst wenn Sonne und Mond ihre Plätze tauschen."

Gazprom erwartet Gesprächsbereitschaft in Europa


Die Europäische Union hatte das russische Pipelineprojekt South Stream – ebenfalls durch das Schwarze Meer – im vergangenen Jahr aus wettbewerbspolitischen Gründen blockiert. Nun will Russland, dass sich die Importeure der Europäischen Union das Gas an der Türkisch-Griechischen Grenze abholen.
Gazprom-Chef Alexei Miller und Russlands Energieminister Alexander Nowak, der demnächst zur stärkeren Bindung des Konzerns an den Staat in den Gazprom-Aufsichtsrat gewählt werden soll, hatten den Schwenk weg von der Ukraine bereits mehrfach betont. So stark wie Medwedew hatte es bisher allerdings noch keiner formuliert.
Entsprechend sicher gab sich Medwedew auch, was Europas Gesprächsbereitschaft hinsichtlich der geplanten Pipeline "Turkish Stream" betrifft. Europa werde schon bald gezwungen sein, mit Russland nicht nur darüber zu sprechen. Man werde auch bald über zusätzliche Volumina mit Gazprom reden müssen. "Wir gehen davon aus, dass die Vernunft in Europa siegt", so Medwedew.

In Europa droht ein Milliardenbußgeld


Ob Vernunft oder nicht: Am heutigen Dienstag gab die EU-Kommission Gazprom im Streit um unlautere Geschäftspraktiken sechs Wochen mehr Zeit, um auf die Vorwürfe zu antworten. Der Staatskonzern müsse nun bis September eine Stellungnahme schicken, teilte die EU-Kommission mit.
Die EU-Behörde wirft Gazprom unlautere Geschäftspraktiken in Osteuropa vor und droht mit einem Milliardenbußgeld. Gazprom habe in acht osteuropäischen EU-Ländern die Gasmärkte abgeschottet und die Preise hoch getrieben. Die EU-Kommission untersucht den Fall bereits seit 2012

Wednesday, June 3, 2015

Wenn Athens wie viel zu zahlen?


Die Liste der griechischen Gläubiger ist lang. In den nächsten Wochen muss die Regierung in Athen allein an den Internationalen Währungsfonds und die Europäische Zentralbank Milliarden überweisen. Aber auch viele kurzfristige Staatsanleihen werden fällig. Ein Überblick.
Innerhalb weniger Monate muss Griechenland Milliardensummen aufbringen, um alle fälligen Zahlungen finanzieren zu können und damit die drohende Staatspleite abzuwenden. Mehrere kurzfristige Staatsanleihen (T-Bills) laufen im Sommer aus. In der Regel wird die Regierung in Athen versuchen, die Rückzahlung dieser Anleihen unmittelbar durch die Ausgabe neuer T-Bills zu finanzieren.
Vor allem aber stehen immer wieder Rückzahlungen an den Internationalen Währungsfonds (IWF) an, die sich aus den Rettungspaketen für das Land ergeben. Im Gegensatz zu den Euro-Staaten, die den Griechen mehrere Jahre Zeit bis zu den ersten Rückzahlungen gegeben haben, fordert der IWF gemäß der ursprünglichen Vereinbarungen bereits seit einiger Zeit zu festen Terminen einen Teil der geliehenen Gelder zurück. Zusätzlich muss Griechenland auch Geld an die Europäische Zentralbank überweisen, die zahlreiche Staatsanleihen des Landes gekauft hat, von denen einige langfristige Anleihen in diesem Sommer fällig werden. Fast schon nebenbei muss Griechenland auch noch Geld für laufende Zinszahlungen auf langfristige Staatsanleihen aufbringen - in der Regel Hunderte Millionen Euro pro Monat. Ein Überblick der wichtigsten Zahlungstermine.
Ausstehende Zahlungen Griechenlands bis Ende September 2015
TerminSummeRückzahlung an
05. Juni305 Millionen Euro*IWF
12. Juni343 Millionen Euro*IWF
12. Juni3,6 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
16. Juni572 Millionen Euro*IWF
19. Juni343 Millionen Euro*IWF
19. Juni1,6 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
10. Juli2,0 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
13. Juli457 Millionen Euro*IWF
17. Juli1,0 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
20. Juli3,5 Milliarden EuroEZB
01. August177 Millionen Euro*IWF
07. August1,0 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
14. August1,4 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
20. August3,2 Milliarden EuroEZB
04. September305 Millionen Euro*IWF
04. September1,4 Milliarden EuroT-Bills (kurzfristige Staatsanleihen)
14. September343 Millionen Euro*IWF
16. September572 Millionen Euro*IWF
21. September343 Millionen Euro*IWF
* Zahlungen an den IWF werden in sogenannten Sonderziehungsrechten (SDR) berechnet, einer Art Kunstwährung, die auf Basis der vier Währungen US-Dollar (Gewichtung mit 41,9%), Euro (37,4%), britischem Pfund (11,3%) und Yen (9,4%) errechnet wird. Die Umrechnungskurse in die einzelnen Währungen schwanken daher.
Quellen: IWF, Griechisches Finanzministerium, Nachrichtenagenturen

Die Welt ist mit dem "großen Rezession" Driften

Bleibt die Weltwirtschaft eine Generation lang hinter ihren Möglichkeiten zurück, spricht man von "Großer Stagnation". Die Signale mehren sich, dass dieses Szenario nun bevorsteht.

Bisher schien die "Große Stagnation" bloß eine Art akademisches Schauermärchen zu sein, mit dem Ökonomen die Bürger in Angst und Schrecken versetzen wollen. Denn wenn die Weltwirtschaft über mindestens eine Generation hinweg hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibt, können die Menschen nicht mehr automatisch auf mehr Wohlstand hoffen, sondern müssen sich extrem anstrengen, um den erreichten Lebensstandard zu verteidigen.
Doch das Szenario einer Weltwirtschaft im Dauerstillstand schleicht sich zusehends in die offiziellen Statistiken und Prognosen hinein. Der halbjährliche Wirtschaftsausblick der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), neben der Prognose von Weltbank und Internationalem Währungsfonds der wichtigste globale Ausblick, macht da keine Ausnahme. Auch der IWF hatte zuletzt vor einer längeren Schwächephase gewarnt. Die Wirtschaftslage sei so unübersichtlich wie lange nicht mehr.
Gerade einmal 3,1 Prozent sagen die OECD-Ökonomen für die Weltwirtschaft für dieses Jahr noch voraus. Das ist deutlich schlechter als im Herbstausblick, als die Experten noch ein Plus von 3,7 Prozent prognostiziert hatten.
Schuld daran sind vor allem die schleppende Konjunkturentwicklung in den USA und der Wachstumseinbruch in China. Gerade einmal zwei Prozent Wachstum trauen die OECD-Experten der gemessen am Bruttoinlandsprodukt (BIP) größten Volkswirtschaft der Welt, der USA, für dieses Jahr noch zu. Im Herbst waren es noch 3,1 Prozent. Auch für das kommende Jahr wurden die Vorhersagen gestutzt, von drei auf 2,8 Prozent. Für China wurden die Zuwachsraten auf unter sieben Prozent gekürzt.
Beide Länder waren in den vergangenen Jahren für das Gros des weltweiten Wachstums verantwortlich. Allein China trug im Jahr 2013 mit seinen Zuwächsen mehr als die Hälfte zum weltweiten Konjunkturplus bei. Entsprechend stark macht es sich gesamtwirtschaftlich bemerkbar, wenn sich die Zugkraft dieser beiden Ökonomien abschwächt. Da weit und breit kein Ersatz verfügbar ist, wächst die Gefahr einer sehr langen Phase des unterdurchschnittlichen Wachstums, der "Großen Stagnation".

OECD sieht Deutschland im Aufwind


Immerhin sind die OECD-Fachleute für Deutschland und die Euro-Zone wieder optimistischer gestimmt: "Die Euro-Zone ist der Lichtblick", sagt Chefökonomin Catherine Mann. Das gilt vor allem für Deutschland, dass der Prognose zufolge in diesem Jahr um 1,6 Prozent und im kommenden Jahr um 2,3 Prozent expandieren wird. Im Herbstausblick war noch von 1,1 beziehungsweise 1,8 Prozent die Rede. Ähnliches gilt für die Euro-Zone.
Allerdings wird dieser Zuwachs vor allem durch den schwächeren Euro und den niedrigeren Ölpreis künstlich stimuliert und ist nicht unbedingt auf wirtschaftliche Eigenleistungen wie Reformen oder Produktivitätszuwächse in den Unternehmen zurückzuführen.
Entsprechend vergeben die OECD-Experten in ihrem Globalausblick nur die Note "ausreichend" für die Weltwirtschaft. "Die Situation bleibt unbefriedigend", sagt Chefökonomin Mann. Das gelte umso mehr, als die Rahmenbedingungen mit der globalen Nullzinspolitik und dem niedrigen Ölpreis eigentlich gut seien, zeigt sich Mann fast frustriert.

Unternehmen verschieben Investitionen


Die Begründungen lesen sich wie aus dem Handbuch der "Großen Stagnation". So macht die OECD für die weltweit lahmende Konjunktur ein schleppendes Investitionswachstum die anämische Entwicklung bei der Produktivität verantwortlich. "Die Unternehmen waren großteils nicht bereit, ihre Ausgaben für Bauten, Ausrüstungen, Technologie und Dienstleistungen so energisch zu erhöhen, wie sie dies während früherer Konjunkturerholungen getan haben. Zudem haben viele Regierungen wegen der Haushaltskonsolidierung Infrastrukturinvestitionen aufgeschoben", kritisiert die Expertin.
Die Konjunkturerholung von der Finanz- und Konjunkturkrise 2008 verlaufe historisch gesehen ungewöhnlich schwach. Die Folge: In diesem Jahr dürfte die Weltwirtschaft einmal mehr hinter ihren Möglichkeiten zurückbleiben.
Wirtschaftswachstum entsteht auf zwei Wegen: Entweder werden mehr Menschen in den bezahlten Arbeitsmarkt geschleust oder aber aus der Arbeitsbevölkerung wird mehr Leistung herausgeholt, also die Produktivität erhöht.

Trendwende im Welthandel


Doch ganz wollen die Experten die Hoffnung noch nicht aufgeben. Für das kommende Jahr sagen sie für das globale Wachstum 3,9 Prozent Wachstum voraus. Damit würde die Weltwirtschaft zum ersten Mal seit Langem wieder ihr Potenzialwachstum erreichen, sprich: im Rahmen der Möglichkeit expandieren.
Auch für den Welthandel sieht die OECD eine Trendwende. Der globale Warenaustausch dürfte in diesem Jahr mit 3,9 Prozent erstmals wieder stärker zulegen als die weltweite Konjunktur. Das kann als Zeichen dafür gewertet werden, dass die Globalisierung nicht ihrem Ende entgegenstrebt, wie dies viele Volkswirte zuletzt befürchtet hatten.
 
Für Griechenland sieht die OECD Chancen und Risiken zugleich. Trotz der quälenden monatelangen Verhandlungen mit den Kreditgebern trauen die Ökonomen Hellas für dieses Jahr noch ein Mini-Plus von 0,1 Prozent zu und für das kommende Jahr sogar von 2,3 Prozent.
Gleichzeitig wird Athen aber auch als gravierender Risikofaktor eingeschätzt. Sollte keine Lösung im Schuldenstreit gefunden werden und Griechenland gar aus dem Euro fliegen, könnte es wegen der damit verbundenen Unsicherheit mit dem Aufschwung in der Euro-Zone ganz schnell wieder dahin sein.
Noch besorgniserregender ist für die Ökonomen indes, dass die Weltwirtschaft insgesamt in einer Art Dauertiefschlaf gefangen scheint. Anderes als in den Achtzigern und Neunzigern des vergangenen Jahrhunderts, als die globale Ökonomie in ihren Boomphasen mit Raten weit über vier Prozent zulegte, sind solche Erfolge heute offenbar nicht mehr möglich. Ganz zu schweigen von den Sechzigern, als die Weltwirtschaft zeitweise sogar Wachstumszuwächse von über fünf Prozent generierte

Sunday, April 12, 2015

Hat DAX in allen Farben

Für die Investoren geht wieder einmal eine erfolgreiche Woche zu Ende. Der Dax hat dank des schwachen Euro deutlich zugelegt und erreichte sogar ein frisches Rekordhoch. Ob die US-Berichtssaison in der kommenden Woche weitere Impulse setzt?
Der Dax schloss mit einem Aufschlag von 1,7 Prozent auf 12.374 Punkten - ein Schlussrekord. Bei 12.390,75 Zählern erreichte er ein neues Allzeithoch. Auf Wochensicht hat der Dax 3,4 Prozent gewonnen, stärkster Wert waren die Aktien der Deutschen Post mit einem Gewinn von 6,7 Prozent. Auch der Dax-Kursindex haussierte. Der Late Dax gewann 1,5 Prozent auf 12.360,12 Zähler.
 
Die Argumente für die Kursgewinne sind altbekannt: Die Liquiditätsschwemme der Notenbanken, der Mangel an Anlagealternativen und derzeit vor allem der schwache Euro. Der Dax profitiere von der billigen Gemeinschaftswährung besonders, erklärte ein Händler, da die deutschen Wirtschaft so exportabhängig sei. Der Euro sackte heute unter die Marke von 1,06 Dollar.
 

Immer wieder Einsteiger

Auf der Geldwelle der Europäischen Zentralbank reitend liefert die schwache Währung den Anlegern zusätzliche Motivation, auf dem erreichten Niveau doch noch in den Markt einzusteigen", kommentiert Andreas Paciorek, Marktanalyst bei CMC Markets. Der MDax verabschiedete sich mit einem Plus von 1,2 Prozent bei 21.619,83 Punkten ebenfalls auf einem Rekordhoch aus dem Handel. Der Dow Jones lag am Abend rund ein halbes Prozent im Plus.

Überzeugt die US-Berichtssaison?

Bei aller Freude über die sensationellen Kursgewinne sollten kritische Stimmen nicht vergessen werden: Die EZB verstärke den Aufwärtstrend in beispiellosem Maße und erhöhe dadurch die Fallhöhe für die Zeit danach, warnt beispielsweise die DZ Bank. Auch bei den Investoren ist durchaus eine gewisse Vorsicht zu spüren, was die zuletzt wieder schrumpfenden und unterdurchschnittlichen Umsätze
 
Andere Fachleute mahnen ebenfalls: "Allein schon der deutliche Abstand zur 200-Tage-Linie von derzeit rund 20 Prozent signalisiert eine technische Überhitzung", schreibt Helaba-Experte Markus Reinwand. Von der US-Berichtssaison erwartet Reinwand keine Impulse: "Dass die nun anlaufende Zwischenberichterstattung neuen Rückenwind für Aktien bringen wird, ist wenig wahrscheinlich." Für das erste Quartal werde für die S&P 500-Unternehmen ein Gewinnrückgang von knapp sechs Prozent erwartet.

Auch die Post auf Rekordhoch

 
Auch die Aktie der Deutschen Post stieg auf ein Rekordhoch. Barclays hat den Wert von "Equalweight" auf "Overweight" hochgestuft und das Kursziel von 28 auf 37 angehoben. Trotz möglicher Risiken bei den Konjunkturaussichten werde die Post ihre Ziele erreichen.
 
Deutsche Bank - teure Klarheit
 
Die Deutsche Bank steht im Skandal um die Manipulation des Zinssatzes Libor laut Medienberichten kurz vor den Abschluss eines Vergleichs mit den Behörden in den USA und Großbritannien. Danach könnte die Bank den Fall mit einem Schuldeingeständnis und der Zahlung von mehr als 1,5 Milliarden US-Dollar beilegen. Deutschlands größtes Bankhaus würde damit die höchste Strafe akzeptieren, die im Libor-Fall bislang verhängt wurde. "Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende", kommentierte ein Marktteilnehmer Ein Händler sprach davon, das das über der Bank hängende Damokles-Schwert endlich verschwinde.

Siemens: EU entscheidet über Dresser-Rand-Deal

Die EU-Kommission will bis zum 24. Juli über den Kauf der US-Energietechnikfirma Dresser-Rand durch Siemens entscheiden. Die Prüfung sei bereits am 27. März wieder aufgenommen worden, teilten die EU-Wettbewerbshüter mit. Die kartellrechtliche Untersuchung war ausgesetzt, weil die Behörde zusätzliche Informationen von Siemens angefordert hatte. Bereits im Februar hatten die Kartellwächter Bedenken geäußert, dass Siemens nach dem Kauf nur noch GE als Konkurrent bei Turbokompressoren und einigen Zugkomponenten gegenüberstehe. Siemens-Chef Joe Kaeser wollte die 7,6 Milliarden Dollar schwere Übernahme zügig über die Bühne bringen, um noch vom Schiefergasboom in den USA zu profitieren.
 
 

Und berappelt Rubel

2014 ging es für den Rubel monatelang nur in eine Richtung: abwärts. Doch dieser Trend hat sich umgekehrt. Die russische Währung kletterte auf ein neues Hoch. Ein Dollar kostete zuletzt rund 51 Rubel. Zur US-Währung stand der Rubel damit so hoch im Kurs wie seit Anfang des Jahres nicht mehr. Grund für die Erholung sind auch die anziehenden Ölpreise.
Von Markus Sambale, ARD-Hörfunkstudio Moskau
Nach einem monatelangen Absturz ist der Rubel wieder auf Erholungskurs. Die russische Währung ist gegenüber dem Dollar jetzt so stark wie seit Jahresbeginn nicht mehr.
Wirtschaftsexperte Sergej Alexaschenko, ehemaliger Vizechef der russischen Zentralbank, sieht dafür mehrere Gründe: "Der Ölpreis ist gestiegen - und zwar bemerkbar: von 45 auf 55 bis 60 Dollar pro Barrel. Das kam dem Rubel zugute. Außerdem zeigt die Statistik, dass die Zentralbank immer im Frühjahr Devisen kauft. Es ist eine Besonderheit unseres Finanzsystems, dass das Angebot an Devisen im Frühjahr immer größer ist als die Nachfrage." Fristen für Buchhaltung und Steuern in Russland stecken hinter dieser alljährlichen Entwicklung.
Allerdings scheinen die Menschen in Russland auch wieder mehr Vertrauen in ihre Währung zu haben, wie der Experte weiter erklärt: "Es gibt Bürger, die im Dezember viele Devisen gekauft und zu Hause deponiert haben. Sie sehen jetzt, dass der Rubel langfristig stärker wird und fangen langsam an, sie zu verkaufen."

Aussichten für Wirtschaft weiter schlecht

Zur Erholung des Rubels dürfte auch beigetragen haben, dass sich die Lage in der Ukraine zuletzt nicht weiter verschlechterte. Die Aussichten für die russische Wirtschaft sind aber nach wie vor düster: Mit bis zu minus vier Prozent wird für dieses Jahr eine schwere Rezession erwartet. Regierungschef Dmitri Medwedew nannte die neue Stärke des Rubels jedoch ein Hoffnungszeichen für den Aufschwung.
Zu stark solle der Rubel aber auch nicht werden - denn das würde die russische Exportbranche in Schwierigkeiten bringen.

Porsche Familie geht an Piëch distanzieren


VW-Aufsichtsratchef Ferdinand Piëch hat sich mit seiner überraschenden Aussage über Konzernchef Winterkorn den Unmut der Familie Porsche zugezogen. Diese sei "nicht abgestimmt" gewesen.

Im Machtkampf bei Volkswagen ist VW-Aufsichtsrat Wolfgang Porsche auf Distanz zu Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch gegangen. "Die Aussage von Herrn Dr. Piëch stellt seine Privatmeinung dar, welche mit der Familie inhaltlich und sachlich nicht abgestimmt ist", ließ Wolfgang Porsche als Vertreter der Porsche-Familie über einen Sprecher am Sonntag in Stuttgart der Nachrichtenagentur dpa mitteilen. Piëch war zuvor völlig überraschend von VW-Vorstandschef Martin Winterkorn abgerückt


Die Familien Piëch und Porsche halten die Mehrheit an VW. Wolfgang Porsche ist der Sprecher des Porsche-Zweigs. Zuvor hatten bereits der VW-Betriebsrat und das Land Niedersachsen als VW-Anteilseigner Winterkorn den Rücken gestärkt.
Damit steht Piëch mit seinen Äußerungen zunehmend isoliert da. Bisher gab es aus dem VW-Aufsichtsrat keine öffentliche Unterstützung der Position Piëchs. Piëch hatte dem Nachrichtenmagazin "Spiegel" gesagt: "Ich bin auf Distanz zu Winterkorn." Winterkorn galt zuvor als Favorit auf die Nachfolge Piëchs als Chef des Kontrollgremiums.


Äußerungen dieser Art sind Legende. "Göttervater" nannte ein Kleinanleger Piëch einmal – dessen Aussagen gefürchtet sind. Im Jahr 2009 mitten im Übernahmekampf mit Porsche sagte Piëch auf die Frage, ob der damalige Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sein Vertrauen genieße: "Zur Zeit noch. Streichen Sie das "noch"!".
Der 77 Jahre alte Enkel des legendären Autokonstrukteurs Ferdinand Porsche sieht VW als sein Lebenswerk. Aus dem einstigen Übernahmekandidaten formte er einen Weltkonzern, in dem inzwischen vom Motorrad über Pkw bis zum Schwerlaster die gesamte Automobilpalette vom Band rollt.
Der Österreicher verbindet als Aufsichtsratschef und Patriarch seine Liebe zur Technik mit strenger Führung und familiärem Unternehmertum.

Saturday, April 4, 2015

Das brisante Spiel mit börsenrelevanten Tweets

Ein Tweet kann Börsenwerte pushen oder abstürzen lassen. Tesla-Chef Elon Musk nutzt das geradezu virtuos. Banken bedienen sich komplexer Computerprogramme, um relevante Informationen herauszufiltern.

Er hat wieder zugeschlagen. Tesla-Chef Elon Musk versetzte seine Anhänger mit einem geheimnisvollen Tweet in Aufruhr. Per 115-Zeichen-Kurznachricht verbreitete er, dass am 30. April eine bedeutende neue Produktlinie enthüllt werde – "kein Auto", versicherte der Pionier für Elektrofahrzeuge seinen 1,9 Millionen Followern.
Der Kurs der Tesla-Aktie sprang daraufhin um fast vier Prozent nach oben. Innerhalb weniger Minuten gewann das Unternehmen 900 Millionen Dollar an Wert.
Es war nicht das erste Mal, dass der exzentrische Unternehmer, der sich auf seinem Twitter-Profil im Stile von James-Bond-Bösewicht Ernst Stavro Blofeld mit einer weißen Katze zeigt, mittels weniger Zeichen den Tesla-Aktienkurs bewegte. Ende Januar etwa teilte Musk via Twitter mit, dass der Tesla S P85D bald noch schneller sei. Der Kurs stieg um 2,9 Prozent.

Mitte März sah sich Musk auf dem gleichen Kanal sogar zu einer Klarstellung gezwungen: Er twittere nicht, um den Aktienkurs zu beeinflussen, ein kurzfristiges Kursplus bringe weder Tesla noch ihm etwas, teilte er mit. Seine Anhänger waren offenbar dankbar für diese Worte, was aus ihrer Sicht, die Bedeutung der Tweets noch einmal steigerte. Das Kursplus der Aktie betrug an jenem Tag 3,7 Prozent.

Schein von Chancengleichheit


Nun lässt sich im Nachhinein nie genau sagen, welche Information tatsächlich für eine Kursbewegung nach oben oder unten verantwortlich war – manchmal sind es eher Stimmungen als Fakten.
 
Doch im Fall Musk lässt sich eines kaum bestreiten: Tesla-Aktionäre und alle, die sich überlegen, bei dem Unternehmen einzusteigen, sollten sich einen Twitter-Account zulegen und Elon Musk (@elonmusk) folgen – auch wenn nicht jede seiner maximal 140 Zeichen umfassenden Nachrichten im Netz und an der Börse verfängt.
 
Die Flut an Informationen auf Twitter, Facebook und anderen sozialen Medien stellen große und kleine Anleger vor immer neue Herausforderungen. Banken bedienen sich komplexer Computerprogramme, um aus der Flut an Nachrichten, die für ihre Geschäfte relevanten Informationen herauszufiltern.
Privatanleger können in der heutigen Zeit oft nur noch reagieren, nachdem die Profis und vor allem ihre Maschinen längst gehandelt haben. Die Aufsichtsbehörden bemühen sich immerhin noch, den Schein von Chancengleichheit zu bewahren.
 

Freibrief von der SEC

 
In den Vereinigten Staaten begegnet man den Verbreitungswegen Twitter, Facebook & Co. seit nunmehr zwei Jahren offensiv. Dass Musk kursrelevante Informationen, wie jene über die neue Produktlinie Ende April, über einen sozialen Dienst verbreiten darf, verdankt er Reed Hastings, dem Gründer und Chef des Videoportals Netflix.
Hastings teilte der Netzgemeinde im Sommer 2012 mal eben so auf seiner Facebook-Seite mit, dass im Vormonat mehr als eine Milliarde Stunden Videomaterial heruntergeladen wurde. Der Netflix-Aktienkurs vollführte einen Freudensprung – die Verantwortlichen der US-Börsenaufsicht SEC kamen ins Grübeln.
Die Behörde musste sich überlegen, ob sie Hastings bestraft, weil er nicht alle Aktionäre zur gleichen Zeit informierte. Wer Hastings nicht folgte, hatte schließlich keine Möglichkeit, von dem Streaming-Rekord ad hoc zu erfahren.
Die SEC ließ sich mit ihrer Entscheidung Zeit. Am 2. April 2013 kam dann die überraschende Nachricht: Facebook, Twitter und andere soziale Medien dürfen in den Vereinigten Staaten von Unternehmen auch für potenziell kursrelevante Nachrichten genutzt werden. Voraussetzung: Die Aktionäre wissen, welches Medium von dem Unternehmen zur Verbreitung eingesetzt wird.

Deutsche Vorstandschefs twittern nicht


In Europa will man noch nicht so weit gehen. Das Umdenken hat aber begonnen. Das Thema werde bei den Verantwortlichen der Europäischen Wertpapieraufsicht ESMA zurzeit diskutiert, teilte die Behörde auf Anfrage mit. Vorläufig entschied man sich auch bei der obersten deutschen Finanzaufsicht BaFin gegen eine Aufweichung der Vorschriften zur Ad-hoc-Publizität.
Eine Verbreitung über soziale Netzwerke reicht nicht aus, um Insiderinformationen adäquat zu veröffentlichen. In der Praxis bedeutet dies, dass hierzulande eine kursrelevante Information 30 Minuten vorher der BaFin und der Börse übermittelt werden muss. Ein Dienstleister verbreitet sie dann zeitgleich über verschiedene Medien, darunter die großen Nachrichtenagenturen Reuters und Bloomberg.
Twitternde Vorstandschefs sucht man in Deutschland deshalb vergeblich. "Wir raten jedem davon ab", sagt Anwalt Martin Hitzer, Partner der Kanzlei Gleiss Lutz. Die Definition einer Insiderinformation sei durch die Rechtsprechung gerade erst wieder ausgeweitet worden.
Emittenten könnten kaum noch abschätzen, wann sie einer Ad-hoc-Pflicht unterliegen. Sorgen nun ein unbedachter Tweet oder Facebook-Eintrag für eine Kursbewegung, drohen Sanktionen, im Extremfall auch hohe Schadenersatzforderungen von Investoren.

Aggressiver Großinvestor


Die Nachrichten müssen freilich nicht einmal von den Vorständen kommen, um Kurse zu bewegen. Gerade aggressive Großinvestoren haben das Medium längst für ihre Zwecke entdeckt. Der 79-jährige Multimilliardär Carl Icahn, einst Vorbild für die Figur des Gordon Gekko im Filmklassiker "Wall Street", zeigte sich schon häufiger auf der Höhe der Zeit.
Im Oktober 2014 beispielsweise ließ @Carl_C_Icahn seine Follower wissen, dass am nächsten Tag ein offener Brief an Apple-Chef Tim Cook herausgehe. "Ich glaube, es wird interessant", fügte der Mann hinzu, der sich in den 80er-Jahren einen Ruf wie Donnerhall erworben hatte.
Der Kurs der Apple-Aktie stieg daraufhin um gut zwei Prozent. Icahn hält selbst Anteile an dem Technologieunternehmen.

Gezielte Falschmeldungen


Und dann sind da noch jene gezielten Falschmeldungen, mit denen Hacker die vollautomatischen Handelssysteme der großen Investoren in die Irre führen wollen. Sie wissen, dass die Computer in den Handelsräumen Mitteilungen der Unternehmen und das Internet ständig nach Schlagwörtern durchforsten und innerhalb von Millisekunden reagieren – mit dem Kauf oder Verkauf einer Aktie.
Legendär ist eine Aktion vor zwei Jahren. Damals hatten Hacker den Twitter-Account der Nachrichtenagentur AP übernommen und darüber die Nachricht abgesetzt, dass es im Weißen Haus zwei Explosionen gegeben habe und US-Präsident Barack Obama verletzt sei.
Als die Agentur eine Minute später reagierte und klarstellte, dass der Tweet gefälscht sei, war es schon zu spät. Die 500 Aktien des wichtigen Standard & Poor's-Index hatten bereits knapp 140 Milliarden Dollar an Wert verloren. Händler behaupteten später, dass sie die Geschichte von den beiden Explosionen nie geglaubt hätten – doch die Computer waren einfach schneller. 

Cottage in großer finanzieller Not

Als fünftes Euro-Land erhält Zypern Milliardenhilfen aus dem Euro-Rettungsschirm. Die mühsam ausgehandelte erste Version des Hilfspakets lehnte das Parlament in Nikosia ab. Doch auch die zweite Fassung sorgte für große Diskussionen. Die Bedingungen der Geldgeber werden nicht nur Zyperns Bankensektor massiv verändern.

Friday, April 3, 2015

Athen will pünktlich zu bezahlen


Für Griechenland droht es richtig eng zu werden. Das Geld in den Staatskassen reicht Berichten zufolge nur noch noch bis zum 9. April, an dem unter anderem eine Zahlung an den IWF fällig wird. Athen weist die Pleite-Szenarien aber vehement zurück.
Griechenland wehrt sich heftig gegen Berichte und Gerüchte, wonach die Zahlungsunfähigkeit des Landes unmittelbar bevorsteht. Nachdem gestern das Athener Finanzministerium ein Kommunique vorlegte und darin entsprechende Medienberichte dementierte, legte der stellvertretende Finanzminister Dimitris Mardas nach: "So wie es derzeit aussieht, werden wir das zahlen, was wir zahlen müssen. Nach den Daten, die uns vorliegen, reicht das Geld aus."
Zuvor hatten Medien berichtet, dass dem griechischen Staat das Geld am 9. April ausgeht. Griechenland muss dann dem Internationalen Währungsfonds (IWF) 450 Millionen Euro zurückzahlen. So berief sich "Der Spiegel" auf eine Schaltkonferenz der Staatssekretäre aus den Finanzministerien der Euro-Staaten am vergangenen Mittwoch. Darin habe der griechische Vertreter, Nikos Theocharakis, angekündigt, sein Land werde die Rate wohl nicht zahlen. An dem Tag werden auch Renten- und Pensionszahlungen fällig.

Kein Austritt aus der Eurozone

Dem trat der stellvertretende Finanzminister Mardas in einem Fernsehinterview entgegen. "Uns interessiert, dass wir unseren Zahlungsverpflichtungen pünktlich nachkommen." Außerdem könnten die Verhandlungen mit den Geldgebern dazu führen, dass die Liquidität auf Dauer gesichert werde, so Mardas. Szenarien über einen möglichen Austritt Griechenlands aus der Eurozone nannte er eine "Scheinrealität."
Die Athener Regierung kämpft um die Zustimmung ihrer Euro-Partner und des IWF zu ihren Reformplänen. Davon hängt ab, wie schnell die Euro-Finanzminister weitere Hilfsgelder aus dem Rettungsprogramm freigeben. Insgesamt geht es um 7,2 Milliarden Euro, die die Regierung kurzfristig zur Begleichung von Schulden und zur Zahlung von Staatsausgaben wie Beamten-Gehältern braucht.

Keine schnellen Entscheidungen

Allerdings sind keine schnelle Entscheidungen über neue Hilfen der Euro-Partner zu erwarten. Die Finanzstaatssekretäre werden erst am Mittwoch nach Ostern wieder zusammenkommen - einen Tag vor der Rückzahlung an den IWF. Ein Treffen der Eurogruppen-Minister, die grünes Licht für neue Milliardenzahlungen geben könnten, ist in der Woche nach Ostern gar nicht geplant.
Auch mögliche Finanzhilfen aus Russland werden immer unwahrscheinlicher. Am Mittwoch nach Ostern wird der griechische Ministerpräsident Alexis Tsipras zwar in Moskau erwartet. Ein Kreml-Sprecher erklärte aber nun, es sei noch zu früh über diese Möglichkeit zu sprechen. Das Treffen dreht sich demnach um die Beziehung zwischen der russischen Regierung und der EU sowie um die EU-Sanktionen gegen Russland. Auch die griechische Regierung hatte erklärt, keine Finanzhilfen aus Moskau anzustreben.

Gepolsterte den Schock Schock


Geldanlage ist Nervensache. Acht Jahre lang hält uns die Finanz- und Schuldenkrise bereits in Atem, beobachten wir nervös Kurse und Kontostände. Es kehrt keine Ruhe ein: Behält Griechenland den Euro? Eskaliert die Krise in der Ukraine? Wertet der Euro weiter ab? Dreht der Ölpreis? Hält die Aktienhausse an? Und was ist mit Gold?
Institutionelle Anleger schätzen diese Fragen ganz unterschiedlich ein, schichten ihre Portfolios um und sorgen so für Schwankungen am Markt, die sogenannte Volatilität. Privatanleger verunsichert das Auf und Ab – und bringt sie regelmäßig zu Kurzschlussreaktionen. Das ist fatal: "Volatilität", formulierte einmal die US-amerikanische Investoenlegende Warren Buffett, "misst nicht das Risiko." Vielmehr ist sie ein Indikator für Angst und Euphorie. Im Umgang mit Geld spielen unsere Emotionen uns böse Streiche. Sie beeinflussen unsere spontanen Entscheidungen, torpedieren unsere Anlagestrategie und verursachen Kosten. Beides sollte bei der Geldanlage keine große Rolle spielen, viel wichtiger ist Selbstdisziplin.


Ob Warren Buffett, George Soros, André Kostolany oder Jesse Livermore: Die wirklich großen Investoren beherrschten die Kunst, ihre Anlageentscheidungen relativ emotionslos umzusetzen. "Das meiste Geld habe ich nicht mit meinen guten Anlageentscheidungen gewonnen, sondern mit meiner Geduld", formulierte etwa Livermore. Dem US-amerikanischen Investor gelang es so, während der schweren Krisen 1907 und 1929 an der Wall Street ganze Vermögen anzusammeln. Aber warum fällt den meisten von uns diese Geduld so schwer?

Aus lauter Angst bleiben Anleger auf einem Berg von Geld sitzen

Greg Davies vom Vermögensverwalter Barclays Wealth Management beobachtet seine Kunden genau. Er leitet von London aus ein weltweites Team aus Finanzspezialisten, die sich mit behavioural and quantitative finance beschäftigen – dem Verhalten bei Finanzfragen. "Anleger fällen nicht die Entscheidungen, die ihnen langfristig den besten Erfolg sichern", sagt Davies, "sondern jene, mit denen sie sich kurzfristig wohlfühlen."
Wie sich Verluste begrenzen lassen
1. Die Notbremse
Wer seine Wertpapiere absichern will, kann Stop-Loss-Orders erteilen. Sinkt der Kurs unter den dabei bestimmten Wert, werden die Papiere abgestoßen. Die Kunst ist, den richtigen Kurs zu wählen: Wer die Stop-Loss-Marke zu niedrig ansetzt, riskiert höhere Verluste; wer zu hoch greift, setzt Gewinne aufs Spiel, falls es nur zu vorübergehenden Einbußen kommt. Es ist sinnvoll, die Order bei steigenden Kursen nach oben anzupassen.
2. Der Fallschirm
Der Trailing-Stop-Loss nimmt Arbeit ab: Wenn die Kurse einer Aktie steigen, dann steigt er mit, bleibt aber auf Abstand. Beispiel: Sie möchten Ihr Wertpapier, das bei 50 Euro notiert, verkaufen, sobald es zehn Prozent seines Werts verliert. Also erteilen Sie eine Order bei 45 Euro und legen als Differenz zehn Prozent fest. Steigt der Kurs nun auf 60 Euro, steigt Ihr Trailing Stop auf 54 Euro. Fällt der Kurs, bleibt die Marke gleich – fällt er darunter, wird verkauft.
3. Die Falle
Wichtig: Sowohl klassische Stop-Loss-Orders als auch Trailing-Stop-Aufträge bieten keine Garantie. Streng genommen verwandeln sie sich erst in eine Order, wenn die gesetzte Marke unterschritten wird. Dann versucht der Broker, das Wertpapier sofort zum bestmöglichen Preis zu verkaufen. Fallen die Kurse allerdings sehr schnell, kann das bedeuten, dass die Papiere zu einem Kurs unterhalb der gesetzten Marke verkauft werden – also mit größerem Verlust als gedacht.
Das aber kostet Rendite. Seit 60 Jahren zeigt die klassische Portfolio-Theorie, wie wir investieren müssten: Das Geld muss arbeiten; es sollte breit gestreut und selten umgeschichtet werden, damit die Kosten sinken. Allein: Wir weichen von unseren eigenen Plänen ab und ärgern uns später.
Der Grund: Die Theorie berücksichtigt unsere Gefühle nicht, unsere Ängste, unsere Gier. Der für Emotionen zuständige Teil unseres Gehirns drängt uns aber immer in die falsche Richtung: Wir werden mutig, wenn die Welt in Ordnung ist, die Börse gut läuft und die Masse ebenfalls investiert. Genau dann aber sind die Kurse zu hoch, der Einstieg ist viel zu teuer. Wenn die Talfahrt beginnt und die ersten Verluste entstehen, hoffen wir auf Besserung und reagieren nicht. Ist die Panik am Markt am größten und scheint die Situation ausweglos, verkaufen wir, anstatt durchzuhalten – ausgerechnet dann, wenn die Kurse auf dem Tiefpunkt sind.
Wir folgen der Hammelherde, weil wir uns in der Masse sicher fühlen und keinen "sozialen Schmerz" spüren wollen – ein Verhalten, das Anhänger der Verhaltensökonomie wie der Anlage-Guru James Montier mit Forschungsergebnissen der Neurowissenschaft und dem Aufbau unseres Gehirns erklären. Viele Anleger haben sich in der Finanzkrise deshalb die Finger verbrannt und bleiben nun aus lauter Angst auf einem Berg von Geld sitzen – und verschenken Rendite.
Wie aber schützen wir uns vor unseren Emotionen? Die Finanzbranche predigt, dass Anleger ihre Emotionen als irrationales Verhalten außer acht lassen sollen. Leicht gesagt – aber völlig unrealistisch. Der Behavioural-Finance-Experte Davies rät stattdessen dazu, das eigene Nervenkostüm zu berücksichtigen. Der Schlüssel zur erfolgreichen Vermögensanlage ist daher eine gute Portion Selbsterkenntnis. Wie sehr beunruhigen mich Marktbewegungen? Wie oft starre ich auf die Börsenkurse? Kann ich delegieren? Oder möchte ich Eigenkontrolle über meine Geldanlage behalten?

Anleger erkaufen sich emotionale Ruhe

Wer seine Vorlieben erkannt hat, der sollte in ruhigen Zeiten rationale Entscheidungen für Krisen fällen und diese aufschreiben, um nicht spontan falsch zu reagieren. Vom eigenen Nervenkostüm sollte abhängen, ob man sein Portfoliomanagement delegiert oder ob man eine Portion Kontrolle über seine Anlageentscheidungen behalten will.
Theoretisch gibt es unzählige Möglichkeiten, Depots gegen Verluste abzusichern: Die beste ist Diversifikation, also die Streuung des Anlagevermögens auf unterschiedliche Finanzprodukte – also auf Aktien, Anleihen, Immobilien, Gold, Rohstoffe und Barvermögen. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass alle diese Anlageformen unterschiedlich auf Schocks reagieren – und bei kleineren Schocks auch unabhängig voneinander. Steigen etwa die Zinsen in den USA, mag das die Aktienkurse drücken, den Ölpreis hingegen beeinflusst es kaum.
Aber Achtung: In schweren Krisen können Vermögensklassen im Gleichschritt marschieren. In der Finanzkrise etwa hat selbst Gold nicht das gehalten, was viele Anleger sich von dem Edelmetall erhofft hatten.
Einen Ausweg erhoffen sich manche vermögende Anleger von sogenannten Cat-Bonds. Diese Anleihen werden von Rückversicherern herausgegeben, um den finanziellen Schaden von Naturkatastrophen begleichen zu können. Sie büßen ihren Wert nur ein, wenn es zu Katastrophen kommt – dann allerdings kann ein Totalverlust drohen. Der Vorteil der Papiere: Sie werden gut verzinst und korrelieren nicht mit Katastrophen an den Finanzmärkten. Kleinanleger sollten solche Bonds allerdings meiden – wenn sie gegen Erdbeben und Wirbelstürme wetten wollen, dann bestenfalls in homöopathischen Dosen und mit Fonds, die solche Cat-Bonds bündeln und so das Risiko streuen. Davon abgesehen, gibt es für Ernstfälle ganz spezielle Finanzprodukte, die auf fallende Kurse wetten und so die Talfahrt eines Depots bremsen können – etwa sogenannte ETFs auf Short-Indizes oder Reverse-Bonuszertifikate.
All diese Produkte sind aber relativ komplex und erfordern viel Expertise. Aber auch mit relativ einfachen Mitteln kann man sich gegen Kursverluste an der Börse schützen. Spezielle Verkaufsorders (siehe Kasten) helfen, ganz im Sinne der alten Börsenweisheit, "Verluste zu begrenzen und Gewinne laufen zu lassen".
Klar ist: Sicherheit kostet Rendite. "Der Anleger erkauft sich – wie mit einer Versicherungspolice – emotionale Ruhe", räumt Verhaltensspezialist Greg Davies ein, "aber das ist langfristig besser, als die Anlagestrategie immer wieder über den Haufen zu werfen."

Karstadt setzt der Fonds für die Mitarbeiter entlassen


Die Gewerkschaft Ver.di hat mit Karstadt einen Tarifsozialplan vereinbart. Die Übereinkunft sieht auch einen Millionenfonds für gekündigte Mitarbeiter vor. Sie sollen 2300 Euro erhalten, um soziale Härten abzufedern.


Der angeschlagene Warenhauskonzern Karstadt zahlt 2,5 Millionen Euro in einen Fonds für entlassene Mitarbeiter ein. Das sehe ein Tarifsozialplan vor, den das Unternehmen mit Ver.di vereinbart hat, teilte die Gewerkschaft mit.


Karstadt-Beschäftigte, die im Rahmen der derzeit laufenden Kündigungen in den nächsten Monaten in eine Transfergesellschaft wechseln, sollen aus dem Fonds einen Betrag in Höhe von 2300 Euro erhalten, um soziale Härten abzufedern.

"Wir wissen, dass wir die Folgen der Erwerbslosigkeit nicht vollständig abfedern können", sagte Ver.di-Verhandlungsführer Arno Peukes. Der Tarifsozialplan könne aber zumindest einen Teil der entstehenden Härten abmildern.
Nach Angaben des Gewerkschafters haben inzwischen rund 900 Mitarbeiter Kündigungen erhalten. Zahlreiche weitere Stellen seien auf anderem Wege abgebaut worden. Insgesamt würden so rund 2400 Arbeitsplätze gestrichen.
Die Tarifverhandlungen für Karstadt sollen in der kommenden Woche fortgesetzt werden. Ver.di fordert dabei unter anderem eine Standortsicherung für alle Karstadt-Häuser und Beschäftigungsgarantien für alle verbliebenen Arbeitsplätze.
bos/dpa

Booking.com gewarnt Gate Hotel


Die "Bestpreisklausel" von Hotelbuchungsportalen behindert in den Augen des Kartellamts den Wettbewerb. HRS musste die Klausel bereits streichen. Dennoch halte Booking.com daran fest, so die Wettbewerbsbehörde. Sie geht jetzt dagegen vor.
Das Bundeskartellamt hat mitgeteilt, dass es das Hotelportal Booking.com abgemahnt hat. Der Grund: Booking.com lasse sich nach wie vor von den Partnerhotels den jeweils günstigsten Hotelpreis, die höchstmögliche Zimmerverfügbarkeit und die günstigsten Buchungs- und Stornierungskonditionen im Internet garantieren. Mit der Abmahnung werde das Unternehmen erneut aufgefordert, seine Vertragspraxis zu ändern und "seine Haltung noch einmal zu überprüfen", teilte die Aufsichtsbehörde mit.
Das Bundeskartellamt sieht in den sogenannten Bestpreisklauseln eine Einschränkung des Wettbewerbs. Die Regelungen seien nur auf den ersten Blick vorteilhaft für den Verbraucher. In Wirklichkeit schränkten sie jedoch den Wettbewerb zwischen den Hotelbuchungsplattformen ein - zum Nachteil der Verbraucher.

Gericht bestätigte Kartellamtsentscheidung

Denn auch Buchungsportale, die niedrigere Provisionen von den Hotels verlangten, könnten dadurch keine niedrigeren Hotelpreise anbieten. Neuen Wettbewerbern werde so der Markteintritt erschwert.
Das Bundeskartellamt hatte zuvor bereits dem Hotelbuchungsportal HRS die Anwendung der umstrittenen Klauseln untersagt. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hatte die Entscheidung im Januar bestätigt.

Verfahren gegen Expedia

Kartellamtschef Andreas Mundt erklärte nun, trotz des Gerichtsurteils seien die Hotelportale Booking.com und Expedia bislang nicht bereit, die Klauseln aus ihren Verträgen zu streichen. Daher wolle die Behörde zunächst Booking.com als mittlerweile mit Abstand größtem Hotelportal in Deutschland die weitere Anwendung der Bestpreisklauseln untersagen. "Dies dient auch der Herstellung gleicher Wettbewerbsbedingungen im Verhältnis zu HRS, die bereits seit einem Jahr ihre Bestpreisklauseln aus den Verträgen mit Hotels beseitigt hat", so Mundt.
Gegen das Hotelportal Expedia läuft bei der Wettbewerbsbehörde ein Verfahren.


Deutsch Flügel Absturz: Luftfahrtindustrie stellt die alten Sicherheitsregeln in Frage


Was sind die Lehren aus dem Germanwings-Absturz? Vertreter der deutschen Luftfahrtbranche wollen als Erstes den T�rmechanismus am Cockpit angehen - und psychologische Tests.


Berlin - Deutsche Luftfahrtunternehmen wollen in einer Arbeitsgruppe �ber Konsequenzen aus dem Germanwings-Absturz in S�dfrankreich diskutieren. Das Gremium werde sich zun�chst mit dem Mechanismus der Cockpitt�r, medizinischen Tauglichkeitszeugnis f�r Piloten sowie mit psychologischen Testverfahren befassen, teilten Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und der Pr�sident des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL), Klaus-Peter Siegloch, am Donnerstag in Berlin mit.

In der Runde sollen unter anderem die Flugbetriebschefs der Airlines sitzen, ebenso Flugmediziner und Vertreter der Berufsverb�nde. Auch das Verkehrsministerium und das Luftfahrtbundesamt sollen in die Beratungen eingebunden werden.


Der Vorsto� von Innenminister Thomas de Maizi�re (CDU) f�r eine Ausweispflicht bei Fl�gen im sogenannten Schengen-Raum werde ebenso diskutiert, sagte Dobrindt. "Ich habe Sympathie f�r die Initiative des Innenministers." BDF-Pr�sident Siegloch zeigte sich offen f�r �nderungen am Sicherheitskonzept. Diese m�ssten aber international abgestimmt werden. "Wir werden keine Schnellsch�sse machen", sagte er.
Der Absturz des A320 auf dem Flug von Barcelona nach D�sseldorf wurde nach Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft vom Co-Piloten mit Absicht herbeigef�hrt. Er hatte demnach zuvor den Piloten aus dem Cockpit ausgesperrt. Bei der Katastrophe starben 150 Menschen.
Die Arbeitsgruppe solle die Ermittlungsergebnisse der Staatsanwaltschaft begleiten und �berpr�fen, welche weiteren Konsequenzen daraus gezogen werden m�ssten, sagte Verbandspr�sident Siegloch. Die Beratungen finden unter dem Dach des BDL statt und werden vom Bundesverkehrsministerium begleitet. Zus�tzlich soll ein regelm��iger Austausch mit dem Luftfahrtbundesamt stattfinden, wie Dobrindt sagte.
Seit dem Flugzeugungl�ck am Dienstag vergangener Woche h�tten Expertenst�be der Branche fast t�glich getagt, betonte Siegloch. So h�tten die Airlines bereits am Freitag beschlossen, die Zwei-Personen-Regel f�r das Cockpit einzuf�hren.
dab/dpa/AFP/Reuters